Samstag, 27. Juli 2013

Mein FSJ

Teil 2


Im Folgendem zweiten Teil, möchte ich gerne auf den Moment während der Vorbereitung meines Vorstellungsgesprächs eingehen, in dem ich das erste Mal realisiert bzw. verstanden habe, worauf mein Interesse, mein FSJ in der Psychiatrie machen zu wollen, wirklich beruht.
Vorab möchte ich nur noch kurz erwähnen, dass es mir  wirklich sehr schwer gefallen ist, diese, für mich wertvollen und persönlichen Erfahrungen/ Gedanken in dem kleinen Rahmen zu halten, und sie gleichzeitig so echt wie möglich darzustellen.


- Warum ein FSJ in der Kinder- & Jugendpsychiatrie?


Ich hatte wirklich Glück, dass tatsächlich mein Wunschplatz Nr. 1 in der Psychiatrie, per Post auf meine Bewerbung mit einem Termin für ein Vorstellungsgespräch antwortete. Dass ich mich darüber so gefreut habe und ziemlich aufgeregt war, hat mich auch nochmal in meiner Entscheidung bestätigen können.


Da es noch eine Weile hin war, bis ich das Vorstellungsgespräch haben würde, habe ich mir viele Gedanken darüber gemacht, was sie mich fragen könnten. Ich wollte wirklich gut vorbereitet sein, war ich doch schon von meiner Gesprächsperson beim DRK darauf hingewiesen worden, dass gerade im Bereich der Psychiatrie die Mitarbeiter ganz genau darauf achten, ob der Bewerber wirklich dafür geeignet wäre.
Nicht nur wegen dem Bewerbungsgespräch, habe ich mich von Mal zu Mal mehr mit der Frage auseinandergesetzt, warum ich denn mein FSJ so gerne in der Psychiatrie im Allgemeinem machen wollen würde. Es war das erste Mal, dass ich mich wirklich intensiv damit auseinandersetzen konnte, denn eins soll gesagt sein: im Abistress zu sein und gleichzeitig die Aufgabe zu haben, sich entscheiden zu müssen, was man im ersten freien Jahr nach dem Abi machen will, ist alles andere als leicht.
Je mehr ich mich also, mit dieser Frage beschäftigt habe, desto deutlicher nahm ich einen Zusammenhang wahr, den ich vorher nie so wahrgenommen habe.

Zum damaligen Zeitpunkt genau vor drei Jahren, habe ich ein zweiwöchiges Praktikum in einer Einrichtung für Menschen mit Suchtproblemen gemacht.
Es war das beste Praktikum, was ich je gemacht habe und gleichzeitig habe ich dort mit meinen gerade mal 15 Jahren, eine der wertvollsten Erfahrungen meines Lebens sammeln können.
Diese ganze Einrichtung war/ ist für mich sehr beeindruckend und vorallem die Menschen, die dort leben, haben mir eine solche Freundlichkeit entgegen gebracht, die ich nie vergessen werde. Ich habe mich selten so unglaublich wohl gefühlt, was auf den ein oder anderen, wahrscheinlich äußerst bizarr wirken muss. Für mich war es am Anfang meines Praktikums ja auch kaum vorstellbar gewesen. Menschen, vor denen ich vorher in gewisser Weise distanziert gegenüberstand, und Vorurteile hatte, wurden am Ende zu Personen, die mir wirklich am Herzen lagen. 
Am letzten Abend meines Praktikums waren eine andere Praktikantin und ich nochmal Gast bei einer abendlichen Veranstaltung , die mehrmals in der Woche dort stattfindet. Kurz gefasst ist sie dazu da, Raum für die Streitigkeiten und Probleme unter den Bewohnern zu geben.
Als die Sitzung schon fast zu Ende war, fragte eine langjährige Bewohnerin wie wir unser Praktikum fanden. Darauf kam das schönste Erlebnis, was ich während meines Praktikums hatte, und was ein entscheidender Punkt ist, auf den ich hinaus will. Denn viele sagten, dass sie sich immer gefreut haben uns zu sehen, da wir immer so eine gute Laune verbreitet, und ihnen damit auch geholfen haben.
Erst im Nachhinein wurde mir bewusst, was das für diese Menschen höchstwahrscheinlich bedeutet hatte.
Sie alle, haben mir soviel gegeben, dass ich gar nicht darüber im Klaren war, dass das auf Gegenseitigkeit beruhte. Ein Gefühl, dass ich nie vergessen werde.

Nach den zwei Wochen, sollten dann einige von ihrem Praktikum im Unterricht erzählen. So auch ich. Immer noch begeistert von dieser Erfahrung erzählte ich alles. 
Dann in einem anderen Unterricht, kam es zu einer Szene, die sich in mein Hirn regelrecht eingebrannt hat. Ich weiß nicht mehr genau die Zusammenhänge, jedoch weiß ich noch, wie einer meiner Mitschüler eine abfällige Bemerkung über die Menschen machte, die sich in dieser Einrichtung aufhalten. Ich war unendlich wütend. Nicht nur, dass ich kurz zuvor von meinen unglaublich positiven Erlebnissen mit diesen Menschen erzählt habe, sondern auch der Ton dieser Bemerkung, so als würde es sich um Aussätzige handeln, mit der diese Person nie was zu tun haben will.... und dass, so wurde mir bewusst ist der rote Faden zu meinem Wunsch mein FSJ in der Psychatrie machen zu wollen.
Auch dort handelt es sich um Menschen, die, ohne es verallgemeinern zu wollen, von der Gesellschaft ausgeschlossen werden. Dass, es sich dabei um Menschen handelt, die aus welchem Grund auch immer mit Krankheiten zu kämpfen haben, die jeden mal betreffen könnten, wird meines Erachtens oft nicht wahrgenommen oder will nicht wahrgenommen werden. 
Durch diesen Rückblick meines Praktikums und auf Hinblick meines FSJ wurde mir mehr denn je bewusst, dass ich nicht zu diesen Menschen gehören will. Ich möchte mir ein realistisches Bild machen, mich nicht von Vorurteilen leiten lassen, und mir darüber im Klaren sein, dass vor solchen Krankheiten keiner geweiht ist. 
Es handelt sich um eines von vielen "Tabuthemen", die nach meinem Empfinden viel mehr Aufmerksamkeit benötigen, weswegen ich es mir auch als Aufgabe nehme, diesen Blog zu nutzen um meine Erfahrungen und Eindrücke zu teilen, die ich während meines FSJ sammeln werde.


Das Leben besteht nun mal aus Erlebnissen und Erfahrungen, und mir wurde zu diesem Zeitpunkt bewusst, wie wichtig es ist, sich an solche Szenen, die sich so in einem einbrennen zu hören, und aus ihnen die gleichwertigen Konsequenzen zu ziehen.



Fortsetzung folgt...:)

Bis demnächst,
Louisa




Lied des Tages:  Edward Sharpe and The Magnetic Zeros - Home

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