Samstag, 14. Dezember 2013

 Krankheitsbild: Depression

Teil II.II.

 

2. Die psychologische Erklärung:

Die Ansätze des psychologischen Verständnisses der Depression befassen sich mit den depressiven Gefühlen, Gedanken und daraus folgend dem Verhalten und den möglichen körperlichen Symptomen. Zwei Richtungen, denen ausgearbeitete Theorien als Grundlage ihres therapeutischen Vorgehens dienen sind die Tiefen- & die Verhaltenspsychologie. Bei beiden spielt die individuelle Vergangenheit eine sehr wichtige Rolle.


2.1. Die Tiefenpsychologie

Laut der Tiefenpsychologie ist die Depression eine Folge einer früheren negativen Erfahrung, die sowohl unser Erleben, als auch unsere Gefühls- und Gedankenwelt geprägt hat. Eine aktuelle Krise (in welcher Art und Weise auch immer) "passt" dann in diese Prägung der Tiefe und löst somit eine Depression aus. 
Deswegen sprechen Psychoanalytiker der Depression eine sehr wichtige Funktion zu. Wenn alle anderen Lösungsversuche in einer bedrohenden Situation nicht helfen, wird die Depression im Sinne einer Notbremse oder eines "biosozialen Schutzmechanimsus" verwendet. Letztendlich handelt es sich um einer Überlebenstrategie aus der Kindheit.


2.2. Verhaltenspsychologie

Bei der Verhaltenspsychologie gibt es drei wichtige Modelle mit unterschiedlichen Ansätzen.

2.2.1. Das Verstärkerverlustmodell:

Hierbei geht man davon aus, dass Depressionen durch zu wenig "positive Verstärkung" ausgelöst werden kann. Daraus entsteht ein Mangel an angenehmen Erfahrungen und Erlebnissen (vor allem im zwischenmenschlichen Bereich). Bestimmte Verhaltensweisen und -muster werden immer seltener belohnt, wodurch diese immer mehr reduziert werden und schließlich gänzlich verschwinden.

2.2.2. Das Modell der erlernten Hilflosigkeit:

Mit dem Ansatz, dass Depressionen auf fehlgeleiteten Lernprozessen beruhen, beschäftigt sich dieses Modell. Betroffene haben in der Vergangenheit Erfahrungen mit Situationen gehabt, in denen sie keine Kontrolle hatten, und sie selbst nichts am Ausgang dieser Situation ändern hätten können. Der fehlgeleitete Lernprozess beruht dann darauf, dass Betroffene in immer mehr und schließlich in gänzlich allen Situationen keine Eigeninitiative betreiben. Obwohl es sich dabei sehr wohl um Situationen handelt bei denen es wichtig wäre einzugreifen.


- Beispiel:
Eines unserer Gruppen auf Station heißt "CBASP" (übersetzt: „Cognitive Behavioral Analysis System of Psychotherapy”). Im Wesentlichen geht es dabei darum, dass ein Patient eine Situation, die ihm vor kurzem oder vor längerer Zeit passiert ist und mit derem Ausgang er nicht zufrieden war, vorstellt. Im Verlauf der Zeit wird dann vom Patienten unter Hilfe von den Mitpatienten und des Psychologen diese Situation aufgeschlüsselt.
Wie das genau funktioniert möchte ich hier kurz an einem Beispiel nochmal erklären. Eine Patientin erzählte mal von der wöchentlichen Situation, dass sie wenn sie am Wochenende nach Hause geht ihr Mann sie jedes Mal darum bittet doch auch ihre Schwiegermutter zu besuchen. Obwohl sie das nicht gerne macht, da ihre Schwiegermutter immer nur von sich selber und ihrem Leiden erzählt und sie nie nach ihrem Befinden befragt, fühlt sie sich doch stets durch die Bitte ihres Mannes und ihrem eigenem schlechten Gewissen dazu gezwungen. Somit waren schon die Fakten festgelegt, d.h. was vor und was in der Situation geschehen ist.
Weiter geht es dann mit den Interpretionen (meist drei) des Patienten in dieser Situation. Ihre waren, dass sie das Gefühl hatte ihre Schwiegermutter würde sich nicht für sich interessieren, sie würde ihre positive Veränderung gar nicht bemerken oder das ihre Schwiegermutter sich vielleicht gar nicht ihres Verhaltens gar nicht bewusst ist oder gar mal jemanden zum Reden braucht.
http://netzlogbuch.de/wp-content/uploads/2013/07/Kiesler-Kreis.pngIm nächsten Schritt soll dann der Patient sein eigenes Verhalten im sogennanten "Kiesler Kreis" einordnen. Sie selbst hat sich mit Hilfe im unteren linken Viertel eingeordnet. Sie hat sich nicht wirklich für die zahlreichen Beschwerden ihrer Schwiegermutter interessiert, wodurch sie nicht viel zum Gespräch beigetragen hat und teils auch nicht zuhörte. Die nächsten Fragen sind dann die, wie die Situation ausgegangen ist und wie sie sich es gewünscht hätte. Sie meinte die Situation würde immer so ausgehen, dass sie unbefriedigt aus dem Gesprächen herauskommen würde. Und zwar deshalb, weil ihre Schiegermutter wiedermal sich nicht nach ihrem derzeitigem Befinden gefragt hat und wiederholt nur von sich redet. Auch hat sie sich mehrmals nicht getraut ihr Problem mit der Situation anzusprechen.Gleichzeitig hätte sie aber auch immer ein schlechtes Gewissen, dass sie nie Lust auf diese Besuche hat und dann auch nie wirklich zuhört. Was sie sich wünschen würde, sollte demnach klar sein. Sie möchte, dass ihre Schwiegermutter sich auch mal nach ihrem Befinden erkundigt und sie eine ausgeglichene Beziehung haben. Nun geht es darum, zu erkennen, wie man das nächste mal mit einer solchen Situation umgehen sollte, um das Ergebnis zu erlangen, dass man sich wünscht. Dazu werden zunächst die Interpretationen der Situation angeschaut. Dass sie denkt, dass ihre Schwiegermutter sich nicht für sie interessieren würde, ist kontraproduktiv und wenn sie sich darauf versteifen würde, würde das nicht zu einer Besserung führen. Jedoch sind die Ansätze, dass ihre Schwiegermutter nichts von ihrem Wunsch ahnt und vielleicht auch gar nicht weiß, wie sie seit sie ihre Erkrankung hat umgehen kann sind Gedanken, die durchaus wert sind in Betracht zu ziehen. Ihr Verhalten wird auch nochmal genauer beleuchtet. Um zum gewünschten Ergebnis zu kommen sollte sie sich im oberen rechten Viertel befinden, anstatt wie vorher im unteren linken. Zum Schluss wird ein sogenannter "Schlachtruf" formuliert, d.h. wenn der Betroffene in der Zukunft auf eine ähnliche oder wie im dem Fall wieder auf die selbe Situation trifft, soll er sich anhand dieses Rufes an diese Analyse mit all seinen Aspekten erinnern. In diesem Fall war es "Du bist auch wichtig". Somit sollte das Ziel erreicht sein: dem Patienten wird veranschaulicht, dass sein eigenes Verhalten sehr wohl wichtig ist und dementsprechend auch Auswirkungen darauf hat, wie eine Situation ausgeht.


2.2.3. Das kognitive Modell:

"Negative Gedanken sind die Ursache negativer Gefühle"- so der Ansatz dieses Modells. Die typischen negativen Gedanken lassen sich in drei Bereiche einteilen: die Fehleinschätzung der eigenen Person (oftmals Unterschätzung), eine falsche, stets negative Einschätzung der gegenwärtigen Situation und die pessimistische Sicht in die Zukunft. Diese Denkmuster haben die Betroffenen gelernt. Die Art und Weise wie wir als Kinder unsere Welt gesehen haben, hat auch Einfluss auf unsere heutige Sicht der Dinge. Kränkungs- und Verlusterfahrungen haben auch laut dieses Modells einen entscheidenen Einfluss darauf wie wir denken und demnach fühlen.
Aus all dem entstehen typische Denkfehler. Wie falsche Verallgemeinerungen und Schlussfolgerungen.

- Beispiel:

In den letzten Wochen habe ich hin und wieder mit einer älteren Patienten Gesellschaftsspiele gespielt, da sie aus lauter innerer Unruhe immer eine Beschäftigung sucht. Sobald ich im Spiel vorne lag kam stets die Bemerkung von ihr "Ach, wir brauchen gar nicht weiterspielen, ich habe doch sowieso verloren". Auch wenn dieses Beispiel etwas lapidar klingt, aber dennoch ist es wie ich finde ein sehr gutes Beispiel. Gegen diese Denkfehler kommt man sehr schlecht an. Selbst wenn ich mich bemüht habe sie auf ihre Erfolge im Spiel hinzuweisen und sie zu motivieren noch nicht aufzugeben, letzten Endes hatten für sie die Runden, in denen sie verloren hatte ein viel größeres Gewicht als solche in denen sie gewonnen hatte. Im diesem Zusammenhang spricht man von einer selektiven Wahrnehmung 



Bis demnächst,
Louisa


Lied des Tages: Carl Carlton- Everlasting love
 http://www.youtube.com/watch?v=u3AXKjlH4rQ 

Dienstag, 10. Dezember 2013

 Krankheitsbild: Depression

Teil II.I.


Erst seit ca. 200 Jahren werden wissenschaftliche Erforschungen dieser Krankheit betrieben, die sie als eine eben solche psychische Krankheit anerkennen. In den letzten Jahrzehnten fand ein enormer Zuwachs an Wissen und Erkenntnissen statt, die aus den verschiedensten Wissensgebieten hervorgingen. Sie alle gingen von verschiedenen Ansätzen aus, stellten sich unterschiedliche Fragen und bekamen unterschiedliche Antworten. 
Da es sich bei einer Depression um eine psychobiologische Krankheit handelt, werden beide Ebenen- die biologische, als auch die psychlogische- bei der Erklärung der Entstehung miteingebunden.
Deshalb verfolgt die Depression 2 Ziele: die biologische Erklärung und das psychologische Verständnis von Depressionen.

1. Die biologische Erklärung:

http://i.onmeda.de/synapse.jpgUm diese "Erklärungsebene" für jeden verständlich zu machen, hole ich jetzt erstmal lieber ein wenig aus.

Unser Gehirn besteht aus Milliarden von Nervenzellen, die miteinander verbunden sind, und durch sogenannte Neurotransmitter (Botenstoffe) miteinander in Kontakt treten können, indem sie Informationen weiterleiten. Die Verbindungstelle heißt Synapse.
Rechts abgebildet könnt ihr sehen, wie eine solche "Informationsübertragung" schematisch abläuft.
Eine Nervenzelle (Nervenzelle Nr.1) ist mit ihrem synaptischen Endknöpfchen mit dem Zellkörper einer anderen Nervenzelle verbunden. Wenn dann in der ersten Nervenzelle durch Weiterleitung ein elekrischer Impuls eintrifft, bewirkt dieser Reiz, dass der Impuls bis zu den synaptischen Endknöpfchen in der Zelle weitergeleitet wird. Dadurch werden Neurotransmitter, die in diesen in Vesikeln enthalten sind, "frei", d.h. sie verlassen die Zelle und treten in den synaptischen Spalt ein. An der anderen Nervenzelle können sie dann an Rezeptoren (Andockstellen) binden, wodurch die zweite Nervenzelle erregt wird, und wiederrum ein elekrischer Impuls entsteht.
Neurobiologen haben dann herausgefunden, dass die Neurotransmitter Serotonin, Noradrenalin und Dopamin nicht im ausreichendem Maße bei depressiven Menschen im synaptischen Spalt enthalten sind, und somit das Gleichgewicht dieser biologischen Funktionen gestört sind. Diese Erkenntnis ist erst gut nachzuvollziehen, wenn man sich mit den Funktionen dieser Neurotranmitter auseinandersetzt.
Dopamin ist für die Aufmerksamkeit, Lernfähigkeit und die motorische Aktivität verantwortlich. Noradrenalin entsteht wiederrum aus Dopamin und ist für die Steuerung und Wachheit verantwortlich. Serotonin ist schließlich ein Neurotransmitter der als zentraler Stimmungsmacher für den Appetit, den Sexualtrieb und auch unter anderem für das psychische Wohlbefinden verantwortlich ist. All diese Funktionen und Fähigkeiten des menschlichen Körpers sind durch den Mangel an den wichtigen Neurotransmitter gestört.
Aufgrunddessen werden viele Menschen mit Antidepressiva behandelt, die gezielt auf den synaptischen Spalt einwirken. Denn zum einem können sie das Enzym hemmen, was für den Abbau der Neurotransmitter im synaptischen Spalt arbeitet, oder sie hemmen die Wiederaufnahme der abgebauten Neurotransmitter zurück in die Nervenzelle, die sie ausgeschüttet hat. So oder so wird erzielt, dass es eine erhöhte Konzentration dieser Neurotransmitter im synaptischen Spalt gibt, wodurch ihre Wirkung verstärkt wird.

Bis jetzt ist die Forschung noch nicht so weit, dass sie behaupten kann Depressionen wären durch Gene veranlagt, jedoch ist es bis jetzt auch noch nicht eindeutig auszuschließen.


Die Fortsetzung von den Ursachen folgt...:)



Bis demnächst,
Louisa


Lied des Tages: Will Sturgeon-Islands
http://www.youtube.com/watch?v=owg8l0F12-k

Montag, 9. Dezember 2013

Krankheitsbild: Depression

Teil I


Jetzt wirds mal theoretisch-aber ich hoffe trotzdem nicht langweilig!:)
Für unseren nächsten, heutigen Seminartag, sollten wir jeweils einen Vortrag über ein Krankheitsbild vorbereiten, was es auf unserer Einsatzstelle gibt. Mir hat es viel Spaß gemacht, den Vortrag vorzubereiten und für die Informationen Fachbücher zu lesen, da ich somit die Gelegenheit hatte, meine bisherigen Erfahrungen mit dem theoretischen Wissen zu verbinden, und weil ich mir einiges jetzt mehr erklären kann. Tatsächlich musste ich mich auch bemühen, nicht zu viel zu erzählen und es im Rahmen zu halten.
Und ich dachte mir, es wäre jetzt auch ein guter Anlass hier über die Erkrankung Depression zu schreiben, auf der der Schwerpunkt meiner Station liegt. Ich werde das Thema ähnlich wie in meinem Vortrag zerteilen, d.h. in diesem ersten Teil soll es um erst mal um allgemeine Informationen, um die Definition und um die Verlaufsformen gehen. Danach komme ich dann noch zu den Symptomen, zu den Ursachen, zu den therapeutischen Ansätzen, und was ich über den Umgang gegenüber depressiven Menschen gelernt habe. Als Zusatzpunkt und damit es nicht zu theoretisch wird, habe ich mir gedacht, erzähle ich euch auch nochmal von ein, zwei Patienten auf meiner Station bzw. wie es bei ihnen dazu gekommen ist, das sie eine Depression haben.
Ich hoffe doch sehr, dass es euch interessiert und, dass ihr besser nachvollziehen könnt, um was es sich bei einer Depression eigentlich dreht.


Die Depression gehört zu den häufigsten Krankheiten. Fast jeder Fünfte (Frauen sogar noch mehr) sind 1 mal im Leben davon betroffen. Beschriebene Symptome, die auf eine Depression zutreffen, wurden schon im 5 Jhdt. v. Chr. datiert, was die Theorie es würde sich bei einer Depression um eine moderne Erscheinung drehen, da viele Menschen nicht mehr mit dem Lebensstil des 20. und 21 Jhdt. zurecht kommen würden, wiederlegt. 
Definieren lässt sich die Erkrankung als eine Gemütskrankheit oder als Störungen der Stimmungsregulation. Da man depressive Menschen mit Adjektiven wie freudlos, energielos, hoffnungslos etc. beschreiben kann, wird die Depression auch als Krankheit der "-losigkeit" anerkannt. Zu der Definition gehört aber nicht nur dazu, was eine Depression ist, sondern auch gerade, was eine Depression nicht ist. Eine Depression ist weder ein Stimmungstief, noch eine Trauer oder eine Geisteskrankheit. Stimmungsschwankungen sind normal und gesund, denn sie gehören zum Leben dazu. Gesunde Menschen erkennen jedoch, welche Faktoren diese Schwankungen hervorrufen, sie wissen wie sie damit umzugehen haben und sie haben die Aussicht, das es auch wieder besser wird. Auch der Trauerprozess, der nach mehrere Arten von Schicksalsschlägen von statten geht, gehört zum gesunden Leben dazu und er ist in allgemeine Phasen unterteilt, die für jeden zutrifft. Eine Geisteskrankheit ist es schließlich deswegen nicht, da der Verstand, obwohl viele Patienten eine Verminderung der Funktion des Verstandes erleben, nicht direkt betroffen ist.

Die Erkrankung Depression kann verschiedene Verlaufsformen annehmen, wobei ich hier jetz nur auf die wichtigsten eingehen möchte. Bei einer einzelnen depressiven Episode, die min. 2 Wochen anhält, spricht man von einer depressiven Störung. Das Gegenteil dazu ist die rezidivierende (wiederkehrende) Depression, bei der sich die Patienten in der Zwischenphase vollständig gesund fühlen, und nach einiger Zeit (man spricht immer von einem Zeitfenster von einem halben Jahr) einen Rückfall erleiden. Eine sehr wichtige Unterscheidung ist zudem die, zwischen einer unipolaren und einer bipolaren Störung. Bei einer bipolaren Störung kennen die Patienten beide Extreme, sprich beide Pole- die Manie und die Depression. Denn Depressionen an sich, können auch ohne das andere Extrem der Manie auftreten, wohingegen Manien immer mit der Depression Hand in Hand gehen. Als letztliche wichtigere Sonderform kann man die wahnhafte Depression nennen, in der Patienten z.B. unter einem Schuldwahn oder Verarmungswahn leiden. Bei der Frage, um welche Art der Depression es sichbei einem Patienten dreht, muss man sie individuelle nach dem Schweregrad und dem Verlauf  beurteilen.


Bis demnächst,
Louisa



Lied des Tages: Ron Sixsmith- Maybe this Christmas