Sonntag, 5. Januar 2014

 Krankheitsbild: Depression

Teil III


Im dritten Teil meiner kleinen Reihe, schauen wir uns mal die Symptome von Depressionen an.
Die Symptome machen sehr deutlich, dass sowohl der Körper, als auch die Seele bei dieser Erkrankung betroffen sind. Eine Diagnose für eine Depression wird gestellt, wenn eine bestimmte Anzahl und Ausprägung von Symptomen vorliegen, d.h. es müssen mindestens zwei Haupt- und mindestens zwei Zusatzsymptome vorliegen. Letztere müssen auch noch mehr als 2 Wochen andauern. Die Anzahl der vorhandenen Symptome gibt Auskunft über den Schweregrad der vorliegenden Depression.
Wenn ihr wollt, könnt ihr euch, bevor ihr weiterlest ja mal selber testen, wie ihr euch  einen depressiven Menschen so im Allgemeinen vorstellen würdet und eure Beschreibungen dann mit den Symptomen vergleichen, die ich hier nenne.


Insgesamt spricht man immer von 3 Hauptsymptomen.
Die lateinische Übersetzung von "deprimere" heißt niederdrücken, und beschreibt somit auch schon das erste Hauptsymptom: die gedrückte Stimmung. Dabei handelt es sich um einen alles umfassenden und lang andauernden Zustand. 
Manchmal, so beschreiben es wohl viele Patienten, scheint er wie aus heiterem Himmel ohne sonderliche Vorzeichen zu kommen, eben wie ein innerer Schalter, der plötzlich umgeschaltet wird. Wiederherum beschreiben andere eine schleichenden Verlauf.
Als nächstes gibt es die Interessen- & Freudlosigkeit. Psychiater sprechen von einer Anhedonie, also einer depressiven Freudlosigkeit, welche wiederum durch die "Edonie", sprich Glückseligkeit sprachlich zu erklären wäre. Auch diese hält an und nimmt alles in Besitz.
Letztlich wird auch stets die Antriebstörung als Hauptsymptom anerkannt. Für Psychiater entspricht der Antrieb der Lebensenergie. In der Depression erlebt man ein Verlust dieser bzw. eine Antriebsminderung. Jede Bewegung fällt schwer und ist eigentlich schon zu viel. Sehr schnell stellt sich eine körperliche Erschöpfung ein.
Interessant wäre es vielleicht noch zu bemerken, dass es auch genau das Gegenteil, nämlich die Unruhe bei depressiven Patienten gibt, welches als zusätzliches Symptom aufgeführt wird. Diese Patienten finden einfach keine Ruhe, stehen sozusagen ständig unter Strom und brauchen eine Beschäftigung.
Bei den Zusatzsymptomen könnte ich wesentlich mehr nennen, beschränke mich aber des Platz wegen nur auf ein paar, die mir auch selbst des öfteren auf Station begegnet sind.
Häufig kommt es zu einer verminderten Konzentration und Aufmerksamkeit, was wiederrum mit einer teilweise immer größer werdenden Leere im Kopf und dem Gefühl der Verdummung assoziiert wird. Daraus resultiieren dann durchaus die bekannten Denkmuster, das man ja selbst nichts könne, sprich im Wesentlichen einem Verlust des Selbstvertrauens.
Ganz viele Patienten auf meiner Station haben zum Beispiel Schwierigkeiten damit dem Inhalt eines Romans zu folgen und sich dabei alles zu merken. Einige greifen dann zu Kurzgeschichten oder Zeitschriften, damit ihr Frust, der dadurch entsteht nicht Überhand gewinnt.
Es findet eine Abwertung von sich selbst statt. Und klar ist, wer sich selbst nicht attraktiv findet und nicht mit sich sebst zufrieden ist, möchte auch nicht bzw. kann es nicht nachvollziehen oder wahrhaben, wenn jemand sie auf ihre Fähigkeiten, Talente etc. hinweist. Das muss erst wieder erlent werden. 
Außerdem können dadurch viele Sex gar nicht mehr genießen, wobei man hier auch anmerken muss, dass das auch den Wirkungen von vielen Medikamenten zu tun hat.
Einige Patienten leiden auch unter erheblichen Schlafstörungen. Sie haben Schwierigkeiten ein- oder durchzuschlafen oder erwachen am frühen Morgen. Und das wiederrum wird oftmals verursacht durch eine starke Grübelneigung, bei der die Patienten alle möglichen Sorgen und Gedanken bis ins letzte Detail durchdenken, um letztlich keine Ruhe zu finden.
Bekannt wäre dann natürlich auch noch die Tagesschwankungen, die jedoch nicht immer so ablaufen, dass es ein Morgentief und ein abendliches Hoch gibt. Auch die andere Reihenfolge kann, wenn auch eher selten, durchaus auftreten.


Und habt ihr euch ein wenig auf die Probe gestellt? In wieweit haben eure Vorstellungen übereingestimmt und wo eher weniger?
Der Grund warum ich zu den einzelnen Symptomen ein, zwei Sätze mehr geschrieben habe ist folgender: ich glaube nämlich, dass man sich durch die beschreibenden Symptome eine Depression viel besser vorstellen kann und hier schon der Fehler einer realistischen Vorstellung liegen kann. Zum einem sind einem vielleicht viele Symptome in Bezug zu einer Depression gar nicht bekannt und zum anderen auch wenn man manche Adjektive oder Beschreibungen mit der Krankheitsbild einer Depression assoziert liegt doch gerade die Schwierigkeit gerade darin, diese Symptome dann auch richtig in Bezug zu deiner Depression anzuwenden, da der Ausmaß oder gar die gesamte Symptomatik bei einem depressiven Menschen ganz anders ist, als bei einem gesunden Menschen.
Obwohl ich die Symptome dann doch mehr oder weniger nur aufgezählt habe, meine ich, dass dieser Teil wirklich sehr wichtig für das grundliegende Verständis ist. 

Zum Schluss hätte ich noch ein kleines "Gedankenspiel" für euch. Bis jetzt wisst ihr schon so manches über eine Depression, wenn ihr alle meine teile gelesen habt. Nun versucht euch mal vorzustellen, ihr würdet selbst unter diesen Symptomen leiden. Natürlich bin ich mir bewusst, und durch meine fast schon 6 monatige Zeit meines FSJ noch mehr, dass es schwierig ist sich so etwas vorzustellen, wenn man selber noch nie bewusst in Kontakt zu solchen Menschen getreten ist.
Doch trotzalledem wünsche ich mir, dass ihr es mal versucht.
Wie schwierig ist es dann noch den Gedanken oder Denkmustern eines depressiven Menschen zu folgen?
Und letztlich: erkennt ihr eine "kleiner werdende Grenze" zwischen euch und einem erkrankten depressiven Menschen?



Bis demnächst,
Louisa


- Lied des Tages: Pink- Pleas don't leave me
http://www.youtube.com/watch?v=q-XLvUpvjZo 

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