Krankheitsbild: Depression
Teil II.II.
2. Die psychologische Erklärung:
Die Ansätze des psychologischen Verständnisses der Depression befassen sich mit den depressiven Gefühlen, Gedanken und daraus folgend dem Verhalten und den möglichen körperlichen Symptomen. Zwei Richtungen, denen ausgearbeitete Theorien als Grundlage ihres therapeutischen Vorgehens dienen sind die Tiefen- & die Verhaltenspsychologie. Bei beiden spielt die individuelle Vergangenheit eine sehr wichtige Rolle.
2.1. Die Tiefenpsychologie
Laut der Tiefenpsychologie ist die Depression eine Folge einer früheren negativen Erfahrung, die sowohl unser Erleben, als auch unsere Gefühls- und Gedankenwelt geprägt hat. Eine aktuelle Krise (in welcher Art und Weise auch immer) "passt" dann in diese Prägung der Tiefe und löst somit eine Depression aus.
Deswegen sprechen Psychoanalytiker der Depression eine sehr wichtige Funktion zu. Wenn alle anderen Lösungsversuche in einer bedrohenden Situation nicht helfen, wird die Depression im Sinne einer Notbremse oder eines "biosozialen Schutzmechanimsus" verwendet. Letztendlich handelt es sich um einer Überlebenstrategie aus der Kindheit.
2.2. Verhaltenspsychologie
Bei der Verhaltenspsychologie gibt es drei wichtige Modelle mit unterschiedlichen Ansätzen.
2.2.1. Das Verstärkerverlustmodell:
Hierbei geht man davon aus, dass Depressionen durch zu wenig "positive Verstärkung" ausgelöst werden kann. Daraus entsteht ein Mangel an angenehmen Erfahrungen und Erlebnissen (vor allem im zwischenmenschlichen Bereich). Bestimmte Verhaltensweisen und -muster werden immer seltener belohnt, wodurch diese immer mehr reduziert werden und schließlich gänzlich verschwinden.
2.2.2. Das Modell der erlernten Hilflosigkeit:
Mit dem Ansatz, dass Depressionen auf fehlgeleiteten Lernprozessen beruhen, beschäftigt sich dieses Modell. Betroffene haben in der Vergangenheit Erfahrungen mit Situationen gehabt, in denen sie keine Kontrolle hatten, und sie selbst nichts am Ausgang dieser Situation ändern hätten können. Der fehlgeleitete Lernprozess beruht dann darauf, dass Betroffene in immer mehr und schließlich in gänzlich allen Situationen keine Eigeninitiative betreiben. Obwohl es sich dabei sehr wohl um Situationen handelt bei denen es wichtig wäre einzugreifen.
- Beispiel:
Eines unserer Gruppen auf Station heißt "CBASP" (übersetzt: „Cognitive Behavioral Analysis
System of Psychotherapy”). Im Wesentlichen geht es dabei darum, dass ein Patient eine Situation, die ihm vor kurzem oder vor längerer Zeit passiert ist und mit derem Ausgang er nicht zufrieden war, vorstellt. Im Verlauf der Zeit wird dann vom Patienten unter Hilfe von den Mitpatienten und des Psychologen diese Situation aufgeschlüsselt.
Wie das genau funktioniert möchte ich hier kurz an einem Beispiel nochmal erklären. Eine Patientin erzählte mal von der wöchentlichen Situation, dass sie wenn sie am Wochenende nach Hause geht ihr Mann sie jedes Mal darum bittet doch auch ihre Schwiegermutter zu besuchen. Obwohl sie das nicht gerne macht, da ihre Schwiegermutter immer nur von sich selber und ihrem Leiden erzählt und sie nie nach ihrem Befinden befragt, fühlt sie sich doch stets durch die Bitte ihres Mannes und ihrem eigenem schlechten Gewissen dazu gezwungen. Somit waren schon die Fakten festgelegt, d.h. was vor und was in der Situation geschehen ist.
Weiter geht es dann mit den Interpretionen (meist drei) des Patienten in dieser Situation. Ihre waren, dass sie das Gefühl hatte ihre Schwiegermutter würde sich nicht für sich interessieren, sie würde ihre positive Veränderung gar nicht bemerken oder das ihre Schwiegermutter sich vielleicht gar nicht ihres Verhaltens gar nicht bewusst ist oder gar mal jemanden zum Reden braucht.

2.2.3. Das kognitive Modell:
"Negative Gedanken sind die Ursache negativer Gefühle"- so der Ansatz dieses Modells. Die typischen negativen Gedanken lassen sich in drei Bereiche einteilen: die Fehleinschätzung der eigenen Person (oftmals Unterschätzung), eine falsche, stets negative Einschätzung der gegenwärtigen Situation und die pessimistische Sicht in die Zukunft. Diese Denkmuster haben die Betroffenen gelernt. Die Art und Weise wie wir als Kinder unsere Welt gesehen haben, hat auch Einfluss auf unsere heutige Sicht der Dinge. Kränkungs- und Verlusterfahrungen haben auch laut dieses Modells einen entscheidenen Einfluss darauf wie wir denken und demnach fühlen.
Aus all dem entstehen typische Denkfehler. Wie falsche Verallgemeinerungen und Schlussfolgerungen.
- Beispiel:
In den letzten Wochen habe ich hin und wieder mit einer älteren Patienten Gesellschaftsspiele gespielt, da sie aus lauter innerer Unruhe immer eine Beschäftigung sucht. Sobald ich im Spiel vorne lag kam stets die Bemerkung von ihr "Ach, wir brauchen gar nicht weiterspielen, ich habe doch sowieso verloren". Auch wenn dieses Beispiel etwas lapidar klingt, aber dennoch ist es wie ich finde ein sehr gutes Beispiel. Gegen diese Denkfehler kommt man sehr schlecht an. Selbst wenn ich mich bemüht habe sie auf ihre Erfolge im Spiel hinzuweisen und sie zu motivieren noch nicht aufzugeben, letzten Endes hatten für sie die Runden, in denen sie verloren hatte ein viel größeres Gewicht als solche in denen sie gewonnen hatte. Im diesem Zusammenhang spricht man von einer selektiven Wahrnehmung
Bis demnächst,
Louisa
Lied des Tages: Carl Carlton- Everlasting love
http://www.youtube.com/watch?v=u3AXKjlH4rQ
Puh, das ist wirklich ein sehr kompliziertes Thema... es ist sicherlich total schwer für die betroffenen aus diesen Denkmustern rauszukommen... gerade dein letztes Beispiel finde ich gar nicht lapidar, sondern sehr häufig. Sagen viele doch so ähnlich auch vor wichtigen Prüfungen usw...
AntwortenLöschenVielen Dank für deine Rückmeldung. Habe schon befürchtet, dass der Post vielleicht ein wenig zäh und nicht wirklich nachvollziehbar sein könnte.
LöschenJa, es stimmt schon man selbst kann auch einiges von den Gruppen lernen, denn wie du sagst findet man sich selbst schließlich auch des öfteren in ähnlichen Situationen wieder.